Schreibkrämpfe
Beschäftigungskrämpfe, Schreibkrampf und andere Extremitätendystonien
Andere Bezeichnungen:
Graphospasmus, Musikerdystonie, Sportlerdystonie, aktionsinduzierte Dystonien
Klinisches Bild:
Bei Extremitätendystonien findet sich die dystone Verkrampfung in den Muskeln von Armen und Beinen. Man unterscheidet:
A.) Extremitätendystonien, die in Ruhe auftreten und bewegungs-unabhängig kontinuierlich vorhanden sind.
B.) Weiters gibt es sogenannte "aktionsinduzierte" Dystonien. Hierbei tritt die Dystonie nur bei bestimmten Tätigkeiten auf (z.B. Schreiben, Golf spielen, Geige oder Klavier spielen u.ä.). In solchen Fällen spricht man von Beschäftigungskrämpfen. Der häufigste Beschäftigungskrampf ist der Schreibkrampf. Bei sonst völlig unabhängiger Beweglichkeit der Hand, kommt es beim Schreiben zu Verkrampfungen unterschiedlicher Muskelgruppen des Unterarms, die ein normales Schreiben unmöglich machen oder stark erschweren.
Verlauf:
Insbesondere bei den Beschäftigungskrämpfen kommt es zu einer langsam zunehmenden Verschlechterung über Jahre, in manchen Fällen kann es auch zu einem Übergreifen der Dystonie auf die andere Hand kommen.
Therapie:
Diverse Medikamente wurden in den meisten Fällen jedoch ohne entscheidenden Effekt versucht. Häufig überwiegen die subjektiv unangenehmen Nebenwirkungen wie Müdigkeit, Verwirrtheit und trockene Schleimhäute. In speziellen Fällen kann eine Therapie mit Botulinumtoxin hilfreich sein. Auch psychotherapeutische Verfahren wurden versucht, da "Beschäftigungskrämpfe" früher als "Erschöpfungsneurosen" interpretiert wurden.
Spezielle Aspekte der Botulinumtoxinbehandlung
Behandlungstechnik:
Nach einer genauen klinischen Untersuchung und einer EMG-Abklärung, werden die Muskeln mit Botulinumtoxin injiziert, die die stärkste dystone Verkrampfung aufweisen und die stärkste funktionelle Einschränkung mit sich bringen.
Wirkungseintritt:
Mit einem Wirkungseintritt ist nach etwa 1 bis 3 Wochen zu rechnen.
Therapieerfolg:
Bei den Beschäftigungskrämpfen sollte es zu einer Verbesserung der jeweils betroffenen "Beschäftigung" kommen, z.B. Schreiben. Das Schriftbild verbessert sich meist, obwohl eine völlige Normalisierung des Schriftbildes kaum zu erreichen ist.
Nebenwirkungen:
An Nebenwirkungen kommt es insbesondere bei Injektionen in die Unterarmmuskeln zu einer Schwäche, die oft als unangenehm empfunden wird. Deswegen muss individuell entschieden werden, ob eine mäßige Besserung des Schriftbildes bei gleichzeitig auftretendem Schwächegefühl im Arm in Kauf genommen wird. Bei Patienten, die wenig schreiben, jedoch Tätigkeiten ausüben, bei denen eine volle Muskelkraft in Händen und Armen erforderlich ist, sollte von einer Behandlung mit Botulinumtoxin eher Abstand genommen werden.
Dosis:
Man beginnt meist mit sehr niedrigen Dosen, die im Laufe der Zeit gesteigert werden, um eine mögliche Muskelschwäche besser steuern zu können.
Wirkdauer und Wiederholungsbehandlungen:
Die Wirkdauer liegt meist bei 3 bis 4 Monaten. Wiederholungsbehandlungen sind problemlos möglich.